Erkenntnissen der Studie der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) zu Sexualisierter Gewalt

Anfang April machte Professor Dr. Ulrike Mattke in einem öffentlichen Abend die Teilnehmenden mit den wichtigen Erkenntnissen der Studie der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) zu Sexualisierter Gewalt vertraut. Mattke ist Diplom-Pädagogin, Sonderpädagogin und Psychodrama-Leiterin und Expertin für Aus- und Fortbildung‚ Beratung und Supervision in (heil-)pädagogischen Feldern. Bis 2023 war sie Professorin für Heilpädagogik in Hannover mit der Denomination (?) Bildung und Begleitung von erwachsenen Menschen mit Behinderungen.

Über diese Studie, die Ende Januar dieses Jahres veröffentlicht wurde, ist viel geredet worden. Die wenigsten haben jedoch die 800 Seiten umfassenden Ergebnisse gelesen. Mattke präsentierte an diesem Abend eine Auswahl von Themen der Studie, die ihr als Kirchenmitglied besonders am Herzen lagen.

Eine der Erkenntnisse, die aus dieser Studie gewonnen wurden ist, dass es in der evangelischen Kirche (und Diakonie) ganz eigene, sehr spezielle Gefährdungsbedingungen gibt. Dazu gehört laut der Studie ein unklarer Umgang mit Sexualität, nachdem es seit den 80er Jahren im evangelischen Bereich zu einer Hochschätzung von Nähe gekommen ist. Die Studiengruppe stellt daneben eine „Verantwortungsdiffusion“ in der evangelischen Kirche fest. Es gibt dermaßen viele in sich verschränkte Untergliederungen, dass oftmals gar nicht klar ist, wer für den Schutz Minderjähriger Verantwortung trägt. Und: Auch wenn sich die evangelische Kirche selbst als eine demokratische Institution mit flachen Hierarchien versteht - es existiert ein Machtgefälle. Vor allem die Pfarrer (und Pfarrerinnen) genießen Autorität, die sie ausnutzen können. Zum besonders kritischen Teil der evangelischen Geschichte im Umgang mit sexualisierter Gewalt gehört, dass Täter und Täterinnen oft nicht zur Verantwortung gezogen worden sind. Die Teilnehmenden an diesen Abend in der St. Johanniskirche haben gemerkt, wie wichtig es ist, zu dem, was passiert ist, zu stehen.

Die Teilnehmer des Abends legten dem Kirchenvorstand der Kirchengemeinde nahe, ein Schutzkonzept zu erstellen, das es bisher nur für einzelne Bereiche gibt. 

Vorrangig wichtig aber, so waren sich alle einig, ist es, dass Menschen geglaubt wird, die Übergriffe erlebt und erlitten haben. Professor Mattke: „Beschuldigungen von jemanden, der beruflich in dem Bereich arbeitet, sind so gut wie immer von Tatsachen gedeckt.“

Als erste konkrete Maßnahme entschieden sich Hauptamtliche der St. Johanniskirche, kirchliche und nichtkirchliche Kontaktadressen auf der Homepage www.johannis-wurzburg.de einstellen, an die Menschen sich wenden können.

Wer Interesse hat an einer Zusammenfassung der Studie hat und sie gerne lesen würde, kann sich an Pfarrer Jürgen Reichel wenden per Mail: juergen.Reichel@elkb.de